Interview mit Tanja Maria Froidl

Auf die Minute genau erscheint sie in dem Café, in dem wir uns verabredet hatten.

Eine zierliche Person – gestern Abend auf der Bühne wirkte sie deutlich größer.

Auch die Kraft ihres Händedrucks überrascht mich.

„Hier bin ich!“ sagt sie mit fester Stimme, als wolle sie mich zu meiner ersten Frage herausfordern.

Die Eingangsfrage unseres Gesprächs liegt für mich auf der Hand: „Sie sind sehr vielfältig. Am Abend singen Sie andächtig und innig ein Oratorium und am nächsten Tag malträtieren Sie als Komödiantin das Zwerchfell des Publikums.“

„Das ist ja noch gar nichts“, schmunzelt sie. „ich habe einmal mittags den Hänsel gesungen und abends stand ich als Zarah Leander auf der Bühne. Das sind zwei Oktaven und 30 Jahre Unterschied – zwei völlig andere Charaktere.“

Der Kellner blickt irritiert, als sie nur eine Tasse heißes Wasser bestellt. Dies aber mit freundlichem Nachdruck, so, dass er nicht zu widersprechen wagt.

„Und Ihre Stimme macht das alles mit?“

„Nun, man braucht schon eine gute Technik – und Disziplin. Singen hat seinen Preis – möglichst gesunde Lebensweise, möglichst gute Laune und möglichst früh ins Bett.“

Mit schelmischem Blick schiebt sie „Und ebm heeßet Wasser, wa“ hinterher. Es bereitet ihr sichtliches Vergnügen, auch in unserem Gespräch Rollen, Dialekte und Stimmfarben zu tauschen, als würde sie verschiedenartige Schuhe anprobieren.

„Schon meine Geschwister fanden es sehr amüsant, wenn ich als kleines Kind Ingrid Steeger oder Mike Krüger nachgemacht habe. Als Mezzo(sopran) ist man es gewöhnt, zwischen Frauen - und Männerrollen zu switchen – und meist, wie als Hänsel oder Pinocchio, hat man die Hosen an. Aber auch die vielen verschiedenen Frauen-Figuren, die Sie gestern in meinem „Schlechten Ruf“ gesehen haben, üben einen besonderen Reiz auf mich aus. Und ganz speziell die Rolle der grrroßen Diva.“

Dabei rollt sie das „r“ mit tiefer Stimme so perfekt, dass ich für einen Moment glaube, mir sitzt tatsächlich Zarah Leander gegenüber.

Mittlerweile haben wir etwas zu essen geordert, „Mein Mittagessen ist mir heilig,“ sagt sie. Der Kellner, der ihr etwas widerstrebend das heiße Wasser gereicht hat, ist nun wieder froh.

Bei einer asiatischen Reispfanne sprechen wir über ihren Werdegang.

Sie hat eine klassische Ausbildung als Opern- und Konzertsängerin abgeschlossen, doch bereits früh Kabarett gespielt und in verschiedenen Bands, aber auch Kirchenchören gesungen.

Ihren ersten Auftritt im Bayerischen Fernsehen hatte sie als Schülerin mit einem selbst verfassten Song. „Nein, dieses Video bekommen Sie nicht zu sehen“, wehrt sie lachend ab.

Vor einigen Jahren hatte ich sie mit Katharina Müller-Elmau und dem Swing-Ensemble „the blue angels“ spritzig und gewitzt in Bremerhaven erlebt. Und später beeindruckend als Zarah Leander im Deutschen Theater.

Sie war Ensemblemitglied im Münchner ValentinKarlstadttheater, und mit ihren Soloprogrammen hat sie schon den ein und anderen Preis gewonnen.

Und zudem als Sprecherin im Studio und live etliche Erfahrungen gesammelt.

„Wo fühlen Sie sich musikalisch am meisten zu Hause?“

„Eine Frage, die mir häufig gestellt wird. – Vor Jahren hat ein Agent gesagt, Frau Froidl, Sie müssen sich entscheiden! Das hat mich lange Zeit unter Druck gesetzt – bis ich mir dachte: So ein Quatsch! Muss ich nicht! Ich brauche diese Mischung, damit fühle ich mich wohl. Und ganz. Ich brauche Mozart genauso wie Friedrich Hollaender.“

Wir sind inzwischen beim Espresso angekommen, und mit einem kurzen Blick auf die Uhr gibt sie mir zu verstehen, dass ein nächster Termin auf sie wartet.

„Eine letzte Frage - Sie sind ja neben der Sängerin auch eine wunderbare Schauspielerin, verspüren Sie manchmal Lust, das Singen sein zu lassen?“

„Das Singen sein lassen?!? Klar würde ich für eine tolle Rolle in einem schönen Theater oder für einen guten Film selbst das Singen kurz ad acta legen, aber ganz darauf werde ich nie verzichten können.“

Durch das Interview führte Heidi Lurch, Berlin

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